August von Weißenfels in Halle 1642-1680

 

Es ist die Zeit des musik- und kunstliebenden Herzog August von Sachsen-Weißenfels. Dieser entfaltete zwischen 1642 und 1680 in Halle eine prachtvolle Hofhaltung. An dieser Stelle sollen nur ein paar wichtige Aspekte des Lebens des langjährigen Dienstherren von J.F.v.H. erzählt werden.

 

Wie so oft in mitteldeutschen Landen wird mit Ländereien gespielt. Sie werden geteilt,  verkauft, getauscht und wieder eingezogen. Der Vater Johann Georg I. befand dass alle seine vier Söhne ein eigenes Refugium bekommen sollten. August bekam noch einen Zuschlag. 

Herkunft und Familie

 

August von Sachsen-Weißenfels war der zweitgeborene Sohn des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. aus der albertinischen Linie des Hauses Wettin und seiner Frau Magdalena Sibylla. Die Familie residierte in Dresden. dort wuchs er mit vielen Geschwistern auf (3 Brüder und 4 Schwestern). Dabei hatte jeder der männlichen Kinder eine eigene, räumlich getrennte Hofhaltung mit Gemächern und Bediensteten. Dort lernte er schon sehr früh seine spätere Frau Anna Maria von Mecklenburg kennen.

 

Chronik seines Lebens

 

Für August wurde als Erbe die Sekundogenitur Sachsen-Weißenfels vorgesehen. Sekundogenitur bedeutete in diesem Fall, dass die drei in männlicher Linie neu gebildeten Länder vererbbar waren, beim Ausbleiben männlicher Erben aber wieder an Kursachsen zurück fallen sollten.

 

Das war das Eine zuvor kam aber für August noch ein Anderes. Umstände führten dazu, dass der August im Jahre 1628 zum Erzbischof des Bistums Magdeburg gewählt wurde. Der Krieg verhinderte allerdings seine Amtseinführung bis 1638. Ab 1642 blieb August dann in Halle, diesmal bis zu seinem Tod für 36 Jahre .

 

Das Erzbistum Magdeburg stand schon immer im Blickfeld der Interessen der sächsischen aber auch der brandenburgischen Herrscher. So machte dann auch eine der Bedingungen des Westfälischen Friedens im Jahre 1648 den August zu einem Herrscher des Bistums „auf Abruf“. Als Herzogtum sollte es nach seinem Tod an den Konkurrenten Brandenburg fallen. Für das ottonische Erzbistum führte dies dann zur Auflösung nach einer 700 Jährigen Existenz.

 

Dennoch nahm August diese Aufgabe an. 1638 feierte August im Dom zu Halle seine Amtseinführung mit einer Messe. Magdeburg war zerstört und eine Huldigung der Stadtbürger fand nicht statt, Halle wurde zur Residenz aber Weißenfels war eigentlich die Zukunft. Inwieweit August hoffte das Erzbistum in der Familie zu halten ist umstritten.

 

Im Jahre 1647 heiratete er Anna Maria von Mecklenburg. Er nannte sich ab jetzt Administrator statt Erzbischof. Seine Braut hatte August selbst ausgesucht. Das Paar bekam in 14 Jahren zwölf Kinder, wovon 7 das heiratsfähige Alter erreichten. Über diese Verbindung an den Schweriner Hof kam dann J.F.v.H nach Halle.

 

1656/57 erbt August, wie oben schon erwähnt, einen Teil des Territoriums seines Vaters. Sein ältester Bruder Johann Georg II. bekam die Kurwürde zugesprochen und regierte das Kernland Kursachsens als Hauptlinie. Seine beiden jüngeren Brüder Christian und Moritz bekamen Sachsen Merseburg und Sachsen Zeitz zugesprochen.

 

Die Brüder mussten sich mit dem Ältesten in außen- und militärpolitischen Fragen abstimmen und taten dies wohl auch. Als Magdeburger Administrator verfügte August aber über eine eigene Münzprägestätte auf der Moritzburg und war so finanzpolitisch unabhängig. 

 

August von Weißenfels residiert in Halle

 

Er wählte die jetzt „Neue Residenz“ als Regierungsort - 400 Meter südlich der Moritzburg gelegen. Prägende Momente seiner Amtszeit sollen angerissen werden. Das Land lag Brach darnieder und hatte immense Schulden. Er konnte überall anfangen. Seine Mittel waren allerdings zusätzlich beschränkt. Magdeburg war im Prinzip von Brandenburg besetzt und immer wieder gab es militärische Einquartierungen und Zahlungen an Brandenburg zu leisten.

 

Er habe eine „große Unordnung in Unserer Stadt Halle gefunden“

 

Eine Almosenordnung wurde erhoben, ohne eine große Abhilfe gegen Armut zu schaffen.

Schulden mussten bezahlt werden, eine Steuer oder Contributions-Verfassung erschien 1641. Die Güter Ammendorf und Beesen wurden an das Domkapitel veräußert. Das Steuerwesen wurde erneuert. Dies geschah alles ohne wirklich aus den Schulden zu kommen.

Eine neue Pfännerordnung, enthält jetzt auch eine Holzordnung. Die Salzproduktion ab 1644 wird erhöht ohne die Produktionszahlen von vor dem Krieg zu erreichen. Es gibt immer wieder Aufstände im Tal. Fridrich Hohndorff als Salzgraf verbessert die Lage.  

Die Administrationsverfassung wurde 1654 erneuert. 

1657 bekommt August Sachsen-Weißenfels als Fürstentum. Mehr Mittel stehen zur Verfügung. Neben der erzstiftischen Verwaltung kommt die Verwaltung der Erblande hinzu.

 

Er beginnt ab 1660 mit dem Bau des Schlosses in Weißenfels, in Halle wird dagegen weniger getan. Ein bisschen renoviert, der Dom Barock ausgeschmückt, die Neue Residenz gehübscht. Eine Bautätigkeit durch den Administrator in Halle gab es eigentlich nicht.

 

Früh wurde eine Kirchen- und Schulvisitationen zur Identifikation der Missstände und Mängel angeordnet und daran orientierend eine Schulreform durchgeführt. Nicht so großartig wie die seines ernestinischen Verwandten Ernst dem Frommen in Gotha, aber dennoch erfolgreich. Ein wichtiger Repräsentant dieser Reform war der hallesche Gymnasialdirektoren Christian Gueintz.

 

Für die Kirchenaufgaben waren die Olearius zuständig. Tileman Olearius (1600-1671) als Inspektor des Almosenamtes und Archidiakon der Ulrichskirche, Bruder Johannes Olearius (1611–1684) seit 1643 Hof- und Domprediger, später Oberhofprediger und 1664 Generalsuperintendent, und sein Sohn Johannes Andreas Olearius (1639-1684) seit 1663 zweiter Hofprediger am Dom zu Halle, Kirchenrat, Konsistorialassessor und Vizegeneralsuperintendent des Herzogtums Magdeburg.

 

Abbildung: Fridr. Hohndorf, Johann Olearius, Christian Gueinzius, Johann Beer [5]

Quelle: Johann Christoph von Dreyhaupt, Beschreibung des Saalkreises, 1750; Peter Schenck ; Wikimedia Commons https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Johann_Beer.jpg;

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/7/79/Johann_Beer.jpg/256px-Johann_Beer.jpg

 

Eine weitere kulturpolitische Entscheidung war seine Mitgliedschaft in der 'Fruchtbringenden Gesellschaft'. Ab 1643 wurde er zum 402. Mitglied der Köthener Sprachakademie. Nach längerer Vakanz übernahm er bis zu seinem eigenen Tod das Amt des (letzten) Präsidenten. Unter seinem Beinamen 'Der Wohlgerathene' förderte er ab 1667 die Sprachbildung und -Normierung, Grammatiken und Wörterbücher wurden veröffentlicht. Er war aber selbst wohl kein Künstler.

Als Präsident nahm er in seine 13 Jahren 102 neue Mitglieder auf. Der Brauchbare J.F.von Halberstadt war mit darunter. 

aus Johann Heitmüller, Wunderliche Begebnißen und wunderlicher Zustand in dieser wunderlichen verkehrten Welt (etc.), 1678
aus Johann Heitmüller, Wunderliche Begebnißen und wunderlicher Zustand in dieser wunderlichen verkehrten Welt (etc.), 1678

 

August wurde zum Förderer der Malerei, der Musik des Tanzes und pflegte ein sehr anspruchvolles Hofzeremoniel. Kleiderordnungen wurden erlassen und große Tafeln wurden bestellt. Feste wurden gefeiert, die Jagd wurde aufwendig betrieben, Zeitzeugen berichten von Bären, Schwein und Fuchsjagd auf dem Residenz Hof [6].

Es erfolgte eine standesgemäße Ausstattung seiner Residenz und der Domkirche im Zeitgeschmack.

Die finanzielle Belastung, die durch das höfische Luxusleben entstand, vermehrte August durch Freigiebigkeit in der Armenfürsorge. Er hinterließ seinem Sohn Adolf I. enorme Schulden in der Sekundogenitur.

 

August von Weißenfels verstarb in Halle am 4. Juni 1680. Nach der Aufbahrung im Dom wurde sein Leichnam in die Familiengruft der Schlosskapelle seines soeben vollendeten Schlosses Neu Augustusburg nach Weissenfels überführt.

 

Der Kammerjunker von J.F.v.H. überlebte seinen Dienstherren um einige Jahre.

 

 Johann Christoph von Dreyhaupt, Beschreibung des Saalkreises, 1750, Band 2, Seite 637
Johann Christoph von Dreyhaupt, Beschreibung des Saalkreises, 1750, Band 2, Seite 637

 

Verwendete Literatur:

Eine sehr umfängliche Beschreibung dieser Zeit erfolgte durch Andrea Thiele in Form eines sehr detailreichen Buches, Dryander hätte seine Freude daran gefunden [1]. Eine Museumsaustellung in Halle im Jahr 2014 [2] wurde seiner Regierungszeit gewidmet, eine Internetseite [3] erzählt noch heute dieses Projekt, und in der Geschichte zur Stadt Halle [4] kann man von obiger Andrea Thiele noch einmal einen zusammenfassenden Bericht darüber lesen.

 


 

[1] Thiele, Andrea, Residenz auf Abruf, Hof- und Stadtgesellschaft in Halle (Saale) unter dem letzten Administrator des Erzstifts Magdeburg, August von Sachsen (1614–1680), Forschungen zur hallischen Stadtgeschichte, Bd. 16 Zugl. Diss. Univ. Halle-Wittenberg 2009, ISBN 978-3-89812-735-6

[2] Im Land der Palme: August von Sachsen, Erzbischof von Magdeburg und Fürst in Halle (1614–1680), Schriften für das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale), Band 2, Hrsg. Boje E. Hans Schmuhl in Verbindung mit Thomas Bauer-Friedrich, zur gleichnamigen Ausstellung: Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) in Verbindung mit dem Verein für hallische Stadtgeschichte e.V. vom 14.08.–02.11.2014

[3] https://landderpalme.stiftung-moritzburg.de/index.php/august-von-sachsen-weissenfels/59-die-ausstellung-2

[4] Thiele, Andrea in Geschichte der Stadt Halle: Bd.1 Halle im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, Hrsg.Werner Freitag, Katrin Minner, Andreas Ranft

[5] A. Schmeidecke, R. Alewyn; Johann Beer. Sein Leben von ihm selbst erzählt, 1965, S.163 Seitenhttps://privat.genealogy.net/gueinzius.h/D/Christian.html; Das Saltz-Werck zu Halle in Sachsen https://digitale.bibliothek.uni-halle.de/vd18/content/titleinfo/2164996

[6]  Olearius, Gottfried, Halygraphia aucta & continuata : Orts- und Zeit-Beschreibung Der Stadt Hall in Sachsen/Vermehret und biß an das itzt lauffende 1679. Jahr erweitert / durch Gottfridum Olearium, D. 1679